Frühjahrskonzert des Orchestervereins Einsiedeln in der Jugendkirche

An der Sonntagvesper konzertierte der Orchesterverein Einsiedeln in der Jugendkirche. Zahlreich erschienenes Publikum genoss die vielfältigen musikalischen Darbietungen mit dem Titel «Gmögigs».

Einen unterhaltsamen Auftakt bot das Orchester mit einer Suite für Klarinette, Trompete und Orchester aus dem Repertoire der «Sagemattler», einer Volksmusikformation aus dem Ägerital. Deren Musik stammt aus dem 19. Jahrhundert – aus einer Zeit, in der das Schwyzerörgeli noch nicht existierte und Streicher Tanzmusik darboten. Ihre Stücke wurden fünfstimmig überliefert. Vier fröhliche Tänze, ein Walzer, eine Polka, eine Mazurka und ein Schottisch wurden nun vom musikalischen Leiter Michi Mächler für den Orchesterverein bearbeitet und am Sonntagabend zur Aufführung gebracht. Die beschwingten, wahrlich «gmögigen» Melodien und Klänge machten Lust auf mehr.

Weitere Tänze folgten in einer dreisätzigen «Kleinen Tanz-Suite op. 56» des Erstfelder Musikers und Komponisten Alfred Zwyer – im Orchesterarrangement von Urs Wüthrich handelte es sich somit um eine Uraufführung! Ein «Swing», eine verspielte «Valsette » und ein temperamentvoller «Paso-Doble» mit südamerikanischem Touch bildeten diese äusserst gehörfällige Tanzfolge.

Im Zentrum des Abends stand jedoch die Uraufführung der Suite «underwägs» für Orchester aus der Feder des Einsiedler Arztes, Schauspielers und Künstlers Zeno Schneider. Schneider, ein wahres Multitalent und langjähriges Mitglied des Orchestervereins, hat in den letzten Jahren zahlreiche Werke, unter anderem für die Formation «Risikogrüppli», geschaffen. Sechs dieser Stücke wurden ebenso von Michi Mächler eigens für den Einsiedler Orchesterverein arrangiert. Zeno Schneider lässt sich in seinem Schaffen gerne von Alltagseindrücken, Stimmungen und Emotionen inspirieren und bringt die klingenden Einfälle in Form eingängiger Melodien zu Papier. Davon zeugen die Titel der einzelnen Sätze: «Im Chnodewald »,«Praliné-Walzer», «Schnupf & Witz & Co», «Beeri-Polka» oder «Holz vor em Hus». Besonders am Sonntagvesper war nicht nur die klangliche Vielfalt, sondern auch, dass Zeno Schneider bei der Uraufführung selbst auf der Posaune im Orchester mitspielte und im Satz «Himmeltruurig» gar solistisch in Erscheinung trat.

Als eindrucksvoller Kontrapunkt zum restlichen Programm wurde von den Streichern eine Suite aus dem Kinderalbum op. 39 von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky aufgeführt. Auf das bedächtige «Morgengebet» und einen traurig-schönen Walzer folgten weitere Miniaturen in Moll-Tonarten mit den Überschriften «Krankheit der Puppe» und «Beerdigung der Puppe». Kindliche Fantasie und Melancholie mündeten schliesslich mit «In der Kirche» in einen erhabenen Abschlusssatz.

Während des gesamten Abends musizierten alle Aufführenden mit spürbarer Hingabe und überzeugten durch eine grosse dynamische Bandbreite. Intonationsschwierigkeiten, die dann und wann auftraten, rückten derweil in den Hintergrund. Dirigent Michi Mächler führte die über dreissigköpfige Formation souverän und mit viel Feingefühl durch das Programm, während Steffi Notter erneut als umsichtige und versierte Konzertmeisterin agierte. Eindrücklich, in welche Richtung sich der Einsiedler Orchesterverein in den letzten Jahren entwickelt hat!

Die «gmögige» Konzertvesper wurde durch eine eingängige orchestrale Fassung des bekannten rätoromanischen Lieds «La sera sper il lag» des Laaxer Lehrers und Komponisten Gion B. Casanova abgerundet. Die schlichte Melodie, die eine verträumte und melancholische Abendstimmung an einem See bildhaft beschreibt, entliess das Publikum schliesslich in die beginnende Dämmerung. Dieses hatte zuvor die eindrückliche Gesamtleistung aller Beteiligten mit herzlichem Applaus gewürdigt.

Am 15. April 2025 im Einsiedler Anzeiger erschienen, Text von Andrea Kälin.

Eine «gmögige» Konzertvesper