Am Samstagabend fand in der Jugendkirche das Herbstkonzert des Orchestervereins Einsiedeln statt. Gaststar war der deutsche Tenor Maximilian Schmitt, der dem Publikum zusammen mit dem Laienorchester eine feine Auswahl an romantischen Opernarien darbot.

Der Orchesterverein Einsiedeln eröffnete den Opernabend in der Jugendkirche unter der Leitung von Dirigent Michi Mächler

«Kann das klappen?» Das fragten sich im Vorfeld des Konzerts etliche Mitglieder des Orchestervereins: Ein Opernabend mit einem Startenor, der gewöhnlich mit professionellen Orchestern auf grossen Bühnen auftritt und nun mit dem Einsiedler Laienorchester ein Konzert bestreiten soll? Wie wird er reagieren, wenn er den Orchesterverein zum ersten Mal spielen hört? Die Bedenken waren erheblich, doch Dirigent Michi Mächler wagte die Herausforderung. Er kennt den Tenor Maximilian Schmitt aus Regensburg persönlich seit Längerem und konnte ihn für sein ambitioniertes Projekt gewinnen.

Die Schwierigkeit bestand darin, Opernarien zu finden, die für ein Laienorchester spielbar und trotzdem attraktiv genug sind, denn die Musikerinnen und Musiker müssen monatelang ohne den Solisten üben. Zudem ist die Literatur an Opernarien für Tenöre einigermassen begrenzt. Aber schliesslich gelang es Michi Mächler und Maximilian Schmitt gemeinsam, ein adäquates Programm mit Stücken und Arien aus der Opernliteratur der Früh- und Hochromantik zusammenzustellen.

Überzeugende, charakterstarke Stimme
Den Auftakt des Abends machte die Ouvertüre zur Oper «Der Freischütz » von Carl Maria von Weber, die verhalten beginnt und mit ihren weichen Bläserharmonien die Ohren öffnet. In den schmissigen Tutti-Partien konnten die Musikerinnen und Musiker, mittlerweile von ihren Zweifeln befreit, loslassen und im Spiel alles geben.

Nach der Ouvertüre eröffnete Maximilian Schmitt mit einer Partie aus dem «Freischütz» das Arien-Programm. Der Tenor überzeugte mit seinen gesanglichen Darbietungen vom ersten bis zum letzten Ton. Seine Stimme wurde den lyrischen Arien ebenso gerecht wie dem heldenhaften Steuermann aus dem «fliegenden Holländer» und den tiefgründigen geistlichen Arien aus Schuberts «Lazarus».

Tenor Maximilian Schmitt sang sich in die Herzen des Publikums und spornte den Orchesterverein zu einer Höchstleistung an.

Unheimlich herausfordernd und unheimlich schön
Das Orchester hatte erst am letzten Donnerstag erstmals Gelegenheit bekommen, mit dem Solisten zu üben, die Musikerinnen und Musiker waren entsprechend angespannt. Maximilian Schmitt riet ihnen vor der ersten gemeinsamen Probe, die Musik doch einfach zu geniessen. Es ist ihm wichtig, Laien zu unterstützen, indem er mit ihnen konzertiert. Dadurch wird die Musik aufrecht erhalten und gefördert: «Im Orchesterverein sind viele junge Musikerinnen und Musiker aktiv, die müssen gepflegt und begeistert werden, das ist die Basis unseres Geschäfts, deshalb gehört diesem Laienorchester mein höchster Respekt», begründete er nach dem Konzert sein Engagement in Einsiedeln. Es sei toll, die Begeisterung zu spüren, wenn Menschen zusammenkommen, um miteinander zu musizieren. Zum Programm des Opernabends meinte er: «Die Stücke sind unheimlich herausfordernd aber auch unheimlich spannend und schön, und wenn es am Schluss auch dem Publikum gefällt, dann ist das Ziel erreicht.»

Publikumsnahe Moderation
Die Jugendkirche ist kein Opernsaal, die Akustik war in der hinteren Hälfte des Raumes nicht optimal. Die Arientexte wurden entsprechend schlecht verstanden, sie waren aber in den bereit gelegten Programmheften zum Mitlesen abgedruckt. Zum weiteren Verständnis moderierte Zeno Schneider – selbst Posaunist im Orchesterverein – den Abend. Er führte das Publikum zu Beginn der drei Programmblöcke jeweils in die dargebotenen Stücke ein, ordnete die Werke zeitlich ein und lieferte Informationen und eigene Gedanken zu den Komponisten und ihren Werken. Diese Erläuterungen waren sehr publikumsnah, lockerten auf und trugen zum stimmigen Ablauf des Opernabends massgeblich bei.

Dirigent Michi Mächler war nach dem Konzert sehr zufrieden und lobte die Musikerinnen und Musiker: «Vor allem die Wagner-Arie aus dem ‹Fliegenden Holländer› war ein Wagnis, aber auch das braucht es: Etwas machen, bei dem das Orchester am Anfang komplett überfordert ist, bis alle merken, dass es geht.» Die Jugendkirche war nicht ganz voll, aber das Publikum verdankte den anregenden Abend mit viel Applaus. Mit der lieblichen Arie «Dies Bildnis ist bezaubernd schön» aus Mozarts «Zauberflöte » als Zugabe beendeten Maximilian Schmitt und der Orchesterverein Einsiedeln den gemeinsamen Opernabend.

Text und Bilder von Gina Graber, erschienen im EA am 3. Oktober 2023

«Dem Orchesterverein gehört mein höchster Respekt»